B. Krauß 28.10.2024/ In den Herbstferien fuhr ich zum Job-Shadowing für eine Woche nach Antalya. Ich hatte mir diese Schule ausgesucht, da es eine Berufsschule ist und ich seit dem vergangenen Schuljahr in unseren BVJ-S- Klassen eingesetzt bin. Ich wollte wissen, wie Schule dort funktioniert, wo viele meiner Schülerinnen und Schüler herkommen auf ihrem langen Weg bis nach Deutschland.

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Mein Ansprechpartner war Taha, ein Englisch-Lehrer, der zudem für die Koordination von Erasmus-Projekten zuständig ist. Direkt am ersten Tag wurde ich dem Schulleiter vorgestellt und lernte Kolleginnen und Kollegen kennen. Natürlich bei einem türkischen Kaffee.

 

In der Schule selbst arbeiten etwa 55 Lehrkräfte mit etwa 500 Schülern und ein Lehrer muss mindestens 20 Stunden arbeiten, dies kann bis zu 40 Stunden hochgesetzt werden. Berufsschule bedeutet in der Türkei Sekundarschulbildung und umfasst dann in der Regel 4 Jahre.

Ich selbst nahm an Unterrichten teil, z.B. in einer 11. Klasse Informatik, die gerade über Marketing Vorträge im PC-Labor hielten und an Mathematik in einer 9. Stufe. Ich konnte zudem das Chemie-Labor besichtigen, in dem Putzmittel für verschiedenste Reinigungsaufgaben von Schulklassen hergestellt werden. Die Schule verkauft diese auch an andere Schulen um ein wenig Geld zu verdienen.

Alle Schülerinnen und Schüler müssen ihre Smartphones in ihren Schränken lassen, kein einziger hatte ein Smartphone mit im Klassensaal! Dies fiel mir sofort auf, auch, dass es sehr ruhig im Schulhaus war. Jedes Klassenzimmer ist mit einer Digitalen Tafel ausgestattet. In Mathematik rief die Lehrerin Arbeitsseiten auf, vergrößerte die Aufgabenstellungen und erarbeitete die Lösungen mit der Klasse. Anschließend war Zeit, die Lösungen in die Hefte zu übertragen. Kein Schüler hatte ein digitales Endgerät. Zwei Schüler schrieben nicht mit – auf meine Nachfrage warum dies so sei, erklärte der eine es mir selbst (die Lehrerin hatte natürlich übersetzt), dass er eine Verletzung an der Hand habe, für den anderen Schüler antwortete sie selbst, dass dies ein Inklusionsschüler sei, der nicht mitschreiben kann.

Bei der Verabschiedung beim Schulleiter schaltete dieser seinen Monitor ein. Und siehe da… alle Gänge der Schule sind… VIDEOÜBERWACHT..  ich musste grinsen. Kein Wunder also, dass es keine so häufigen Gänge auf die Toilette gibt, kein Wunder, dass es so ruhig in der Schule war.
Dies war der Moment, in dem ich mir wünschte, dies gäbe es auch bei uns. Nicht, dass ich glaube, dass bei einer Überwachung echte Toilettengänge verhindert würden – nein. Aber die Hürde, sich hier mal eine Auszeit zu nehmen, würde wirklich erhöht. Und statt Small-Talk auf den Gängen würde vielleicht ein wenig ernsthafter das Bildungsangebot angenommen werden. Die Atmosphäre in den Klassenzimmern war zumindest sehr entspannt und wohlwollend. Alle Schülerinnen und Schüler sehr aufmerksam, keiner hat geschlafen oder sich lieber mit anderen Inhalten beschäftigt.

Çocuklar çiçek olun( kids be flower ) - so heisst es, wenn Ruhe im Klassenzimmer herrschen soll schon von klein auf.

Nachmittags hatte ich dann Zeit zur freien Verfügung. Ich besichtigte die historischen Stätten in Side, schwamm im Oktober noch im Mittelmeer und genoss warme 28 °C Sonnenschein während es hier bei uns schon deutlich Herbst wurde. Gern komme ich für weitere Projekte zurück.

 

Kurzum: Ich danke der Europäischen Union für diese tolle Gelegenheit und habe bleibende Eindrücke mit nach Hause genommen.

 

 

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