Job Shadowing @ Sataedu, Finnland 20/11/2022 – 26/11/2022

N. Prokaksy / F. Thal 25.3.2023/ Job Shadowing, also ein längerer Besuch einer Partnerschule mit dem Ziel von den dort unterrichtenden Lehrkräften für den eigenen Unterricht zu lernen, die eigene Schulentwicklung durch die gewonnenen Erkenntnisse weiterzutreiben und ganz nebenbei die Möglichkeit im persönlichen Gespräch Ideen für zukünftige ERASMUS+-Projekte zu entwickeln? Das hört sich gut an, haben wir uns gedacht, und unseren Förderungsantrag Anfang 2020 entsprechend erweitert.

Das Ziel? Ja klar, Finnland sollte es sein. Das Land im Norden Europas dessen Bildungssystem sich vor allem durch die Pisa-Studien einen Namen gemacht hatte. Aber was war das Geheimnis des finnischen Bildungserfolgs?

2022 nachdem die Corona-Situation Reisen endlich wieder in einem vernünftigen Maße planbar werden ließ, machten wir uns also auf die Suche nach einem potentiellen Partner und hatten Glück. Ein Freund empfahl uns Sataedu, eine berufsbildende Schule mit 9 Standorten, im Süden Finnlands zu kontaktieren. Und siehe da, wir bekamen eine sehr freundliche Antwort. Nach einer weiteren Korrespondenz zum Abgleich der Erwartungen wurde uns ein Programmentwurf für die Woche zugesendet und die Vorfreude war mehr als nur geweckt.

 

Am 20.11.2022 ging es also los. Wir wollten uns die Zeit nehmen und die Region um Kokemäki schon vorher erkunden und auch die finnische Kultur kennenzulernen. Direkt am Samstagabend sollte es daher zu einem Eishockeyspiel in Pori gehen. Allerdings wussten wir nicht, dass im Winter das Tempolimit auf Landstraßen in Finnland 80 km/h (und nicht 100 km/h) beträgt und somit die im September vom Routenplaner berechnete Fahrtzeit nicht mehr realistisch war. Wir erreichten Pori daher leider erst nach Spielbeginn und der Besuch eines Eishockeyspiels musste warten.

Sonntags besuchten wir dann die UNESCO Weltkulturerbestätten in Rauma und Sammallahdenmäki und machten uns danach auf nach Kokemäki.

 

Montag 22.11.22 Kokemäki

Am Montag wurden wir von Marko Kemppinen, dem Head of International Affairs, am Schuleingang in Empfang genommen und wir bekamen einen allgemeinen Überblick über das finnische Bildungssystem und die Bildungsgänge und Organisation von Sataedu.

Danach lernten wir Pirjo Raunio kennen, die maßgeblich an der Entwicklung unseres Programms beteiligt war. Danach hatte Finnland eine weitere Überraschung für uns im Petto: Die Finnen essen deutlich früher zu Mittag als es bei uns üblich ist und somit herrscht in den Schulkantinen, die für alle Schüler unter 18 Jahren ein kostenloses Mittagessen bereitstellen, schon ab 11 Uhr reichlich Leben.

Am Nachmittag wurde uns ein weiterer Unterschied zwischen den Bildungssystemen bewusst: Während in Deutschland die Bildungsgänge relativ starr sind, gibt es in Finnland eine deutlich individualisiertere (und auch flexiblere) Herangehensweise. Dafür wird mit den einzelnen Lernenden ein Vorgespräch geführt und ein individueller Plan erstellt, in dem Vorkenntnisse und Vorerfahrungen berücksichtigt werden.

Danach wurde uns als Vorbereitung auf den Dienstagnachmittag der moodle-Kurs vorgestellt der von allen Englisch-Lehrkräften seit Beginn des aktuellen Schuljahres benutzt wird.

Abends stand dann ein Saunagang auf dem Programm. Typisch Finnisch!

 

Dienstag 23.11.22 Yhdystie & Ulvila:

Nach der Fahrt zum Standort in Yhdystie bekamen wir anhand des Beispiels von „Kommunaldolmetschern“ einen Einblick wie in Finnland bestimmte Ausbildungsberufe in niedrig besiedelten Regionen digital unterrichtet werden. Dies könnte auch eine Lösung für die deutsche Bildungslandschaft sein.

Nach der Weiterfahrt zu einem weiteren Standort in Ulvila und einem Kennenlernen der FachkollegInnen beim Mittagsessen berichtete uns Marika von Ihren Erfahrungen mit dem „neuen“ moodle-Englischkurs und wir konnten uns auch im Unterricht mit den SchülerInnen austauschen.

 

Mittwoch 24.11.22 Yhdystie & Ulvila:

Am Morgen bekamen wir einen Einblick wie die Betreuung der IT-Infrastruktur organisiert ist und hatten die Möglichkeit das zuständige Team im persönlichen Gespräch zu interviewen. Obwohl die IT-Struktur meinem Eindruck nach noch besser war als bei uns an der BBS Bad Dürkheim, war interessant, dass mehrfach die Aussage fiel, dass sie bei Weitem nicht die nötigen Ressourcen hätten, um alles umzusetzen, was sie gerne verwirklichen würden.

Nachmittags ging es weiter zur „Kreativ-Werkstätte“ von Sataedu. Hier werden Graphikdesigner und unterschiedliche Medienberufe ausgebildet und wir hatten mehr Glück als Verstand:

Nachdem wir es am Samstag nach unserer Ankunft nicht mehr zum Eishockey geschafft hatten, ergab sich mittwochs die nächste Möglichkeit: laut Spielplan hatte sowohl die Erstligamannschaften aus Pori „Porin Ässät“ als auch der Tabellenführer aus Rauma „Rauman Lukko“ Heimspiele. Nur wohin sollten wir gehen? Wir hatten schon alle möglichen finnischen KollegInnen gefragt, aber mehr als nur zwei Antworten erhalten. Also fragten wir weiter und Janne, der Hausmeister & die gute Seele der Kreativ-Abteilung, fragte uns, ob wir nicht als Teil des Kamerateams zum Spiel nach Rauma wollten. Wir zögerten keine Sekunde.

 

Donnerstag 25.11.22 Kankaanpää:

Der Morgen hatte zwei Hauptschwerpunkte: „Businesstrainings für die Führungskräfte“ und die Zusammenarbeit mit den Ausbildungsfirmen. Danach hatten wir noch die Möglichkeit, Einblicke in den Unterricht „Business und Marketing“ zu erlangen.

Abends stand dann ein gemeinsames Abendessen auf dem Programm bei dem uns herausragende lokale Spezialitäten serviert wurden.

 

Freitag 26.11.22 Kokemäki:

Am Morgen hatten wir noch die Möglichkeit einen Einblick zu erlangen wie digitale Lösungen im Sportunterricht in Sataedu eingesetzt werden. Nach einem letzten gemeinsamen Mittagsessen trafen wir uns nochmal mit Marko und seinem Team und evaluierten unseren Aufenthalt und diskutierten Möglichkeiten für zukünftige ERASMUS+-Partnerschaftsprojekte.

Dann ging es weiter nach Tampere um noch ein weiteres Stückchen Finnland kennenzulernen.

Alles in allem ein sehr gelungener Aufenthalt bei dem wir sehr interessante Einblicke in die finnische Lehr- und Lernkultur erlangen konnten.

Wir hoffen auf weitere gewinnbringende Projekte mit unserem neuen Partner Sataedu!

 

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