"Sicherlich hat es auch geholfen, regelmäßig in der Schule anwesend zu sein" - Dwayne Winnikes

E. Teufel, 03.10.2020/ Gleich zwei Veranstaltungskaufleute aus der BSVK17 wurden von der IHK für ihre Leistungen bei  der Abschlussprüfung ausgezeichnet: Marius Schwarz für das beste Ergebnis von der IHK Pfalz und Dwayne Winnikes für die beste Prüfungsleistung von der IHK Rhein-Neckar. Marius hat seine Ausbildung bei M+M Eventkonzepte in Marnheim absolviert, Dwayne war bei der boerding Messe in Mannheim tätig, ein Unternehmen, das aufgrund seiner guten Ausbildungsqualität auch bei der Ausbildungsinitiative 100pro gelistet ist.

 

Im nachfolgenden Interview geben die beiden Auskunft über ihre positiven und negativen Erfahrungen während der Ausbildung und Tipps für alle jetzigen Azubis.

BBS: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu euren tollen Leistungen bei der IHK Abschlussprüfung! Ihr könnt wirklich sehr stolz auf euch sein.

Marius: Vielen Dank.

Dwayne: Dankeschön.

 

BBS: Könnt ihr retrospektiv der nachfolgenden Generation an Veranstalter-Azubis vielleicht ein paar Tipps geben, wie man es schafft so herausragende Leistungen in der Prüfung zu erzielen?

Marius: Mir persönlich hat es sehr geholfen die vergangenen Prüfungen durchzuarbeiten um meine Wissenslücken auszumachen. Und diese dann mit Unterrichtsmaterialien aufzuarbeiten.

Dwayne: So habe ich es auch gemacht, alte Abschlussprüfungen durchgearbeitet, um Wissenslücken auszumachen und diese zu füllen. Sicherlich hat es auch geholfen regelmäßig in der Schule anwesend zu sein.

 

BBS: Verglichen mit anderen kaufmännischen Berufen, was meint ihr ist das Besondere an der Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann? Welche speziellen Herausforderungen muss man in diesem Berufsfeld meistern?

Marius: Zum einen sind natürlich die Arbeitszeiten etwas sehr Besonderes, mit denen auch nicht jeder zurechtkommt. Zusätzlich wird man regelmäßig vor neue Herausforderungen gestellt, die in extrem kurzer Zeit gelöst werden müssen.

Dwayne: Ich habe mich für eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann entschieden, da ich eine kaufmännische Ausbildung absolvieren wollte, bei der ich nicht nur im Büro sitze. Man muss mit Zeitdruck umgehen können und in hitzigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren.

 

BBS: Welche Rolle spielte für euch die BBS während der Berufsausbildung?

Marius: Da ich meine Ausbildung in einem kleinen Betrieb gemacht habe, der viele Abteilungen wie die Buchhaltung oder das Marketing ausgelagert hat, war es sehr praktisch in der BBS diese Sachen dann zu lernen und zu sehen. Außerdem gibt es in der Veranstaltungsbranche so viele Variationen, sodass in der Schule Sachen beigebracht werden mussten, mit denen der Betrieb nichts zu tun hat. So hat mein Betrieb zum Beispiel nichts mit dem Veranstalten von Messen oder Veranstaltungstechnik zu tun.

Dwayne: Da geht es mir ähnlich. Die BBS konnte mir viel Wissen vermitteln, das ich in meinem Betrieb so nicht erlangen konnte. Zudem hat es geholfen, unterschiedliche Herangehensweisen an Prozesse kennen zu lernen. Dadurch konnte ich meine Arbeitsweise im Betrieb hinterfragen und optimieren.

 

BBS: Könnt ihr uns Lehrer:innen im Veranstaltungsbereich ein paar Tipps geben, worauf wir bei der schulischen Ausbildung noch mehr achten sollten? Welche Bausteine haben euch eher motiviert? Auf der anderen Seite: was hat euch an der Schule und an uns Lehrern genervt?

Marius: Mir persönlich hat es sehr geholfen, wenn der Unterricht praxisnah war, also mit Beispielen aus der Branche. Deshalb fand ich das Veranstaltungs-Projekt, welches wir im zweiten Ausbildungsjahr durchgeführt haben, sehr nützlich. Da wir hier selbstverantwortlich arbeiten konnten aber immer Hilfe von den Lehrkräften bekommen konnten. Genervt hat mich etwas, dass einem die Schule und einige wenige Lehrer nicht auf Augenhöhe begegnet sind. Veranstaltungskaufleute haben bereits in der Ausbildung schon Verantwortung und stehen sozusagen im Berufsleben, müssen dann aber in der Schule fragen ob Sie auf die Toilette dürfen oder bekommen gesagt, wo sie sich in der Pause aufhalten dürfen. Hier sollte die Schule noch etwas besser differenzieren.

Dwayne: Mir hat der Unterricht am meisten Spaß bereitet und für das Berufsleben genutzt, wenn er einen konkreten Praxisbezug hatte. Eigenverantwortliches Arbeiten wie z.B. das Erstellen einer Webseite mit dem weltweit gängigen Tool Wordpress oder das Organisieren einer Veranstaltung für die Schule haben mich persönlich motiviert und weitergebracht.
Genervt hat es mich, dass Schüler (erwachsene Menschen im Alter von 19-29 Jahren von einigen Lehrern wie Kinder behandelt wurden. Fragen ob man auf die Toilette gehen darf oder warten auf die Klingel, obwohl der Unterricht bereits abgeschlossen ist finde ich unangemessen. Natürlich hat das auch stark von Lehrkraft zu Lehrkraft variiert und mit den meisten Lehrern ist man sich respektvoll auf Augenhöhe begegnet.

 

BBS: Die Veranstaltungsbranche ist eine der Branchen, die unter Corona am meisten leidet. Wie beurteilt ihr als junge Leistungsträger der Branche eure beruflichen Perspektiven? Welchen Rat gebt ihr den neuen Veranstalter-Azubis mit auf den Weg?

Marius: Aktuell beobachte ich die ganze Branche durchaus mit etwas Sorge, da noch kein Ende oder eine Änderung in Sicht ist und es ja nicht nur die kleinen trifft. Dennoch habe ich die Hoffnung, dass sich die Branche bald erholt und wieder wie vorher loslegen kann. Den neuen Azubis würde ich erstmal Raten sich keine zu großen Sorgen zu machen, da es in drei Jahren schon wieder anders aussehen wird.

Dwayne: Offen gesprochen sehe ich aktuell dunkelgrau bis schwarz für die Veranstaltungsbranche. Viele Veranstalter können sich aktuell gerade so über Wasser halten mit Zeitarbeit und Krediten. Ich hoffe, dass sich eine Pandemie wie Corona nie wiederholt und die Veranstaltungsbranche zu alter Stärke zurückfindet.
Ich rate Veranstaltungskaufmännischen-Azubis sich nach Alternativen umzuschauen und jeden Tag die neuen Entwicklungen zu Corona zu beobachten.

 

BBS: Bleibt ihr der Veranstaltungsbranche erhalten?

Marius: Da dieser Beruf eine absolute Leidenschaft für mich ist, werde ich der Branche und dem Beruf treu bleiben. Denn für mich gibt es nichts schöneres als zufriedene Gäste und Kunden nach einer Veranstaltung.

Dwayne: Aktuell bin ich nicht mehr Teil der Veranstaltungsbranche, worüber ich im Hinblick auf Corona auch sehr froh bin, sondern arbeite für traperto, einen eLearning Systemanbieter in Düsseldorf.

 

BBS: Lieber Dwayne, lieber Marius, Corona hat vor allem euch jungen Menschen im vergangenen Jahr viele Einschnitte beschert, unter anderem ist der Pandemie auch unsere Abschlussfahrt im Mai nach Hamburg zum Opfer gefallen, ebenso gab es keine Abschlussfeier, um euer Leistungen zu würdigen. Leider lässt sich manches davon nicht nachholen, aber vieles werdet ihr noch erleben.

Uns hat es jedenfalls sehr viel Freude bereitet euch einen kleinen Abschnitt eurer beruflichen Wegstrecke begleiten zu dürfen. Wir bedanken uns für diese Zeit, dieses Interview und wünschen euch sowohl beruflich als auch privat alles erdenklich Gute für die Zukunft!

 

Übersicht: Aktuelle Berichte